Bitcoin ist zurück über 90.000 US-Dollar. Das Börsenmagazin Der Aktionär berichtet, der Kurs werde vor allem durch neue Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen in den USA, starke ETF-Zuflüsse und einen wieder aufflammenden Risikoappetit angetrieben. Kurz gesagt: Die Märkte riechen billiges Geld – und Bitcoin steht wieder ganz vorne an der Tür.
Doch schauen wir genauer hin. Der jüngste Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 90.000 Dollar kommt nicht aus dem luftleeren Raum. Seit Wochen fließt frisches Kapital in Bitcoin-ETFs, vor allem aus den USA. Institutionelle Investoren, die Bitcoin jahrelang belächelt haben, entdecken plötzlich ihre Liebe zur „digitalen Wertaufbewahrung“. Weniger ideologisch, mehr opportunistisch – aber Geld stinkt bekanntlich nicht.
Ein weiterer Treiber ist die Geldpolitik. Die Hoffnung, dass die US-Notenbank bald von ihrem restriktiven Kurs abrückt, wirkt wie ein Turbo. Sobald das Wort „Zinssenkung“ fällt, werden Staatsanleihen links liegen gelassen und Risiko-Assets hochgezogen. Bitcoin profitiert dabei besonders, weil er als Absicherung gegen Geldentwertung vermarktet wird – auch wenn er sich kurzfristig oft eher wie ein Tech-Highbeta-Asset verhält.
Spannend ist: Diese Rallye wirkt erstaunlich ruhig. Kein Massenhype, keine TikTok-Gurus, keine „Jetzt-oder-nie“-Parolen in der Fußgängerzone. Das spricht dafür, dass hier vor allem Profis am Werk sind. Gleichzeitig bleibt die Abhängigkeit von makroökonomischen Signalen hoch. Sollte die Federal Reserve doch länger an hohen Zinsen festhalten, kann aus dem Höhenflug schnell wieder ein Sinkflug werden.
Unterm Strich zeigt sich: Bitcoin über 90.000 Dollar ist weniger Revolution als Symptom. Symptom eines Finanzsystems, das ohne billiges Geld kaum noch funktioniert. Solange Zentralbanken schwächeln und Schuldenberge wachsen, bleibt Bitcoin im Spiel – nicht als Heilsbringer, sondern als Spiegel der geldpolitischen Realität. Ob das nachhaltig ist? Die nächste Notenbanksitzung wird es zeigen.



















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